Ein unterschätzter Portfoliobaustein mit wachsendem Einfluss

Ein neuer Fondstyp sorgt derzeit für frischen Wind am Finanzmarkt. Was lange Zeit nur großen Vermögensverwaltern wie Stiftungen oder Family Offices vorbehalten war, ist inzwischen auch für Privatanlegerinnen und Privatanleger zugänglich. Der ELTIF (European Long-Term Investment Fund) sorgt für mehr Flexibilität bei Investments in Infrastruktur oder Private Equity – Märkte, in denen hohe Mindestanlagesummen und lange Laufzeiten die Regel waren. Heute bieten ELTIFs Sparplanoptionen und klar definierte Rückgabefenster. Dadurch werden sie zunehmend zu einem relevanten Baustein für moderne, breit aufgestellte Portfolios.

Durch ein neues Instrument mehr Klang im Depot

Anhaltende geopolitische Konflikte, ein drohender Richtungswechsel der US-Wirtschaftspolitik und Engpässe bei Energie und Rohstoffen belasten die Märkte spürbar. Die Folge: zunehmende Volatilität – auch in der Finanzbranche. Anlegerinnen und Anleger fragen sich zu Recht: Wohin mit dem Geld? Denn breite ETF-Portfolios, die sich in den vergangenen Jahren großer Beliebtheit erfreuten, zeigten zuletzt deutliche Schwankungen nach oben und unten. Und auch Tages- und Festgeld können trotz leicht gestiegener Zinsen den Kaufkraftverlust durch die derzeitige Inflation häufig nicht ausgleichen. In dieser Situation lohnt sich ein kritischer Blick auf das eigene Portfolio. Wer nicht alles auf eine Karte setzt, sondern gezielt auf verschiedene Anlageklassen verteilt, kann Risiken besser abfedern. Die Finanzwissenschaft empfiehlt dafür den Ansatz der Diversifikation – ein Prinzip, das seit Jahrzehnten Orientierung in der Geldanlage gibt und sich bildhaft mit einem Orchester vergleichen lässt: Je vielfältiger die Instrumente, desto harmonischer das Zusammenspiel – auch wenn mal ein Ton daneben geht.

Ein flexiblerer Zugang zu alternativen Anlageklassen

Ein Baustein, der bislang selten in privaten Portfolios zu finden war, ist der ELTIF. Ursprünglich wurde er geschaffen, um Kapital in langfristige Vorhaben aus Bereichen wie Immobilien, erneuerbare Energien oder Private Equity zu lenken. Dazu zählen etwa Investitionsprojekte wie Einzelhandelsimmobilien und Mietwohnungen, Photovoltaik- und Windkraftanlagen, oder auch nicht-börsennotierte Unternehmen mit Wachstumspotenzial. Aufgrund hoher Mindestanlagesummen von oftmals 10.000 bis 20.000 Euro sowie fester Laufzeiten von teils mehreren Jahrzehnten war der ELTIF lange Zeit vor allem institutionellen Anlegern und vermögenden Privatpersonen bekannt. Doch mit seiner Reform, die im Januar 2024 marktwirksam wurde, öffnete er sich einem breiteren Publikum mit anderen Anlagebedürfnissen. Das Ergebnis: ein flexiblerer Zugang zu Sachwertinvestments mit niedrigeren Einstiegsbeträgen, Sparplanoptionen ab 25 Euro monatlich und – je nach Ausgestaltung – klar geregelten Rückgabemöglichkeiten.

Wachstum und Nachfrage – ELTIFs auf der Überholspur?

Mit dem überarbeiteten ELTIF – häufig als ELTIF 2.0 bezeichnet – begann ein neues Kapitel, gefolgt von zahlreichen Produktneulancierungen und einem spürbaren Nachfrageanstieg. Allein im Jahr 2024 wurden laut Scope Explorer europaweit 55 neue ELTIFs aufgelegt – mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Auch das Marktvolumen legte deutlich zu und stieg um rund 38 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro. In Deutschland vereinten Anlegerinnen und Anleger zum Jahresende 2,8 Milliarden Euro auf sich. Davon entfiel mit 61 Prozent der Großteil auf die Anlageklasse Infrastruktur, die sich auch weiterhin als beliebteste alternative Anlageklasse der Deutschen zeigt. Kein Zufall, denn Infrastrukturinvestments reagieren oft weniger anfällig auf Inflation, Zinsänderungen oder kurzfristige Börsentrends und können damit mehr Ausgewogenheit in einem herkömmlich aufgestellten Portfolio bieten.

Fazit

Der Zugang zu alternativen Anlageklassen durch ELTIFs ist längst kein exklusives Privileg mehr für institutionelle Investoren. Mit dem ELTIF 2.0 werden deren Vorteile auch für private Portfolios nutzbar – flexibler und besser integrierbar als je zuvor. Ob als Ergänzung zum ETF-Depot oder gezielte Beimischung in der Altersvorsorge: Vielleicht ist genau jetzt der Moment, sich zu fragen, ob dem eigenen Orchester noch ein neues Instrument fehlt.